Gin -Ein Modegetränk aus der Apotheke
Die Spirituose Gin erlebte in den letzten 10 Jahren eine echte
Renaissance und avancierte auf der ganzen Welt zum Modegetränk.
Aber ursprünglich stammt er aus der Apotheke. Und
bei der Herstellung des Gins kommen Handwerkstechniken
zum Einsatz, die in Apotheken immer noch benutzt werden.
Der Gin aus der Apotheke
Hunderte neuer Destillate werden
jährlich fachmännisch verkostet
und über die Auswahl des richtigen
Tonics wird in Kennerkreisen lange
philosophiert.
Obwohl Gin kein Heilmittel ist, soll
seine Herstellung Gegenstand meiner
Betrachtungen sein, denn diese
steht beispielhaft für pharmazeutische
Verfahrenstechnik, also für „die
gute alte Apothekerkunst“ und da
auch die Auswahl der sogenannten
Botanicals (der Apotheker nennt
diese Drogen) sich wie ein WHO IS
WHO der Heilpflanzen liest, lag es
nahe, sich mit diesem Destillat
näher zu beschäftigen und, ich gebe
es zu, selber im Studium Gelerntes
praktisch umzusetzen.
Gin wird immer durch Destillation
gewonnen. Dieser Prozess ist in der
Vorstellung der meisten Menschen
untrennbar mit den Laboratorien
alter Apotheken verbunden und
wurde tatsächlich vom späten Mittelalter
bis zur Neuzeit dort angewandt.
Wie entsteht ein Gin eigentlich?
Das Wort Destillation bezeichnet
ein thermo-physikalisches Verfahren,
um Flüssigkeitsgemische zu
trennen oder zu reinigen. Dafür
müssen die Flüssigkeiten unterschiedliche
Siedepunkte aufweisen
und sich durch die anschließende
Kondensation voneinander trennen
lassen.
Ein einfaches Beispiel ist das Brennen
von Alkohol. Hier wird Alkohol
(Siedepunkt 80 Grad) vom Wasser
(Siedepunkt 100 Grad) getrennt. Bei
der Gin-Herstellung wird der niedrige
Siedepunkt des Alkohols
genutzt, um den verwendeten Kräutern
ihre ätherischen Öle zu entreißen,
die wiederum viel besser in
Alkohol als in Wasser löslich sind.
Die Apparatur besteht aus einem
Brennkessel mit einem Aromakorb,
in dem sich das Pflanzenmaterial
befindet. Der Alkohol strömt an diesem
vorbei und reichert sich mit den
Aromen an, um im nachfolgenden
Kühlkessel zu kondensieren um am
Ende eines Kühlrohres aufgefangen zu werden. So entsteht in groben
Zügen ein Gin-Destillat, das zum
Schluss noch auf den korrekten
Alkoholgehalt verdünnt werden
muss. Im England des 17. Jahrhunderts
entstand der „Ur-Gin“,
ursprünglich um den abscheulichen
Geschmack von schlecht gebranntem
Fusel mit Kräuteraromen zu
überdecken.
Die Bezeichnung Gin leitet sich vom
holländischen Wort „Genever“ für
Wacholder ab. Diese Frucht muss in
jedem Fall vorhanden sein, wenn
das Destillat sich als Gin bezeichnen
will. Wacholder ist also die Pflicht,
die Kür besteht aus der Komposition
weiterer Botanicals und hier sind
dem Brennmeister keinerlei Grenzen
gesetzt.
Alle verwendeten Pflanzen wiederum
verfügen auch über Heilwirkungen,
die in alten Zeiten auch pharmazeutisch
genutzt wurden und in
unserer Zeit wiederentdeckt werden.
Im Gin werden sie natürlich nur
ihres Geschmackes wegen genutzt.